Overview natural ability of 2024 offspring
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Beantwortet alle Fragen rund um die Aufzucht von Jungpferden und um die Zucht.
Overview natural ability of 2024 offspring
Man kann in der Warmblutzucht viel kritisieren aber bei manchen Dingen können wir Gangpferdeleute über den Tellerrand schauen. In der Warmblutzucht ist es relativ üblich, dass man keinen Hengst im Stall stehen hat oder in der Nähe, den man einsetzt, sondern sich deutschlandweit umschaut. Das ist natürlich auch etwas leichter, weil die Besamung mit Frisch- oder Gefriersperma üblich ist und daher von jedem guten Hengst Sperma bestellbar ist und man die Stute nicht durch ganz Deutschland zum Hengst fahren muss. Auf diese Weise ist eine gute Selektion des Hengstes zumindest immer möglich.
Bei den Isländern gibt es durchaus auch eine ganze Menge Hengste, für die das genau so umgesetzt wird oder sie behelfen sich mit dem Verleih oder temporären Tausch von Hengsten für eine Zuchtsaison. Rein züchterisch macht das Sinn, ob man das wiederum für seinen Hengst möchte, ist eine andere Frage, mit der wir uns eher schwer tun.
Ein Hengst für alle Stuten
Bei den meisten Gangpferderassen ist es jedoch üblich, dass man zu seinen Stuten, manchmal sogar nur 5-6 Stuten, einen, manchmal vielleicht zwei eigenen Hengst hält, der dann in 20 Jahren Zucht auf alle Stuten gelassen wird, egal was für eine Stute man im Stall hat oder man nimmt eben den Hengst, der um die Ecke steht. Dieser eine Hengst wird dann bestenfalls rund um die Uhr geritten und vorgestellt, während die Stuten oft nicht mal angeritten sind. Daher ist der Hengst meist ein ganz passabler Performer, der ggf auch das ein oder andere Schleifchen vorzeigen kann aber ist er sicher ein guter Vererber?
Zucht ist stetige Verbesserung und Selektion
Kann bei einer solchen Zucht überhaupt sinnvoll ein Zuchtziel verfolgt werden? Führt man sich den Sinn von Zucht, im Sinne von stetiger Verbesserung und Selektion auf bestimmte Merkmale, vor Augen, müsste eigentlich sogar jeder Laie feststellen, dass Zucht so nicht funktionieren kann. Bestenfalls kann man eine gewisse Bandbreite, eine Richtung in der Zucht verfolgen wie Farbe, Größe etc aber, wenn ich kritisch so wie ich es sollte, das jeweilige Zuchtpferd analysiere, mit seinen Stärken und Schwächen, und gezielt das Potenzial verstärken und etwaige Schwächen ausgleichen will, funktioniert das nicht.
Gute Zucht fängt bei der Analyse der Schwächen an
Spätestens, wenn man sich lange genug mit Zucht beschäftigt hat, weiß man, dass das nicht ausreicht. Selbst, wenn ich für Hengst und Stuten richtig viel Geld eingesetzt habe und tatsächlich bei beiden Eltern herausragende Qualität vorliegt, kann nicht jeder Hengst zu jeder Stute passen. Selbst, wenn ich den x-fachen Meister in seiner Klasse gekauft habe, heißt das noch nicht, dass er diese Eigenschaften weitergibt und ich weiß erstrecht nicht, ob er mit dieser Stute die besten Eigenschaften weitergibt oder genau die, die für diese Stute besonders wichtig wären.
Dazu kommt, dass viele Pferdebesitzer für eine Zucht viel zu unkritisch mit ihren eigenen Pferden sind. Wo hört man mal einen Züchter sagen: Mein Pferd hat diese oder jene Schwäche? Für diese Verpaarung würde ich ihn/sie nicht einsetzen? Interessanterweise schon eher von Stutbesitzern, die sich einmal ein Fohlen ziehen , was sie selbst behalten wollen und leider weniger von großen Züchtern, die das über ein einziges ihrer Zuchtpferde offen äußern würden. Und dabei spreche ich nicht von schlechten Hengsten (Stuten), sondern von jedem Zuchtpferd und genauso von den sehr guten Pferden. Genau so wie es bei den Menschen keinen gibt, der ohne Schwäche ist, hat selbst der beste Zuchthengst, die beste Zuchtstute besonders starke und schwächere Seiten. Selbst, wenn diese schwachen Seiten im besten Fall vielleicht noch besser sind als 90% der guten Seiten anderer Pferde.
Um eine gute Zucht zu betreiben, ist allerdings die grundlegende Basis, sich über diese Schwächen im Klaren zu sein und manchmal lernt man diese Schwächen auch erst nach den ersten 2-3 Fohlen aus verschiedenen Kombinationen, zu erkennen.
Ich möchte dazu mal ein näheres Beispiel nennen: Nova ist für mich in vielerlei ein perfektes Pferd: Am meisten zeichnet ihn sicher sein Charakter aus, der an Gelassenheit, Menschenfreundlichkeit und Arbeitswille kaum zu überbieten ist. Er hat mit knapp 1,60m eine sehr gute Größe mit viel Fundament und ist so noch für kleinere Reiter OK aber deckt auch sehr gut große, schwerere Reiter ab. Er hat einen sehr guten, barocken Hals für einen Speed Racker und ist ein in sich harmonisch, korrekt gebautes Pferd. Er ist 100% natürlich veranlagt und auch nach Monaten Stehzeit, kann selbst der Anfänger einfach lostölten. Er hat Tempo ohne Ende, genauso wie einen bequemen Arbeitstölt, läuft sich nie heiß und hat einen genetisch fixierten Singlefoot zum Dahinschmelzen. Das i-Tüpfelchen: Er vererbt alle diese Merkmale wie am Fließband und man kann sehr sicher bei unterschiedlichsten Stuten voraussagen, dass man diese Eigenschaften sehr deutlich wiederfinden wird.
Warum lassen wir ihn nicht einfach auf jede unserer Stuten und verkaufen die anderen Hengste? Wäre doch viel billiger? Zur Perfektion könnte Nova noch etwas mehr Vorhandbewegung haben. In langsamerem Tempo fällt er etwas auf die Vorhand und hat einen effizienten Gang, der nur soviel ausholt wie er eben braucht um Tempo zu bekommen: Nach vorne, weniger nach oben. Er ist daher halt einfach weniger der „Show-Typ“.
Ich habe mich viel mit anderen über diese Gedanken unterhalten und man sagte mir, „sag das bloß nicht in einem Artikel. Du machst ja Deinen eigenen Hengst schlecht.“ Nein, er hat keine schlechte Vorhandbewegung. Aber wenn ich ETWAS an ihm verbessern wollte, wäre es das. Dafür haben wir aber einige Stuten, die außergewöhnlich viel gute Vorhandbewegung haben. Die Perfektion ist dabei, seinen butterweichen Singlefoot mit Highend Tempo, sein unendlich nettes Gemüt etcetc mit der passenden Stute zur Perfektion zu vereinen.
Zucht ist Trial and Error
Die allermeisten, selbst sehr guten Zuchtpferde vererben allerdings gar nicht so zuverlässig. Es sind die ganz seltenen Pferde, die bestimmte Merkmale quasi in jeder Kombination mitgeben und daher sehr gut einschätzbar sind. Bei den meisten Zuchtpferden muss man sich eingestehen, dass sie selbst vielleicht sogar für einen nahe an der Perfektion sind aber um ihr Potenzial züchterisch auszuschöpfen, um nur ihre eigene Qualität zu halten, das passende Pendant brauchen.
Deshalb muss sich einfach jeder noch so gute Züchter eingestehen, dass Zucht Trial and Error ist: Versuch und Scheitern bzw. erfolgreich sein; dass Zucht ein stetiger Lernprozess ist und zwar in der Summe der Erfahrungen aber auch mit jedem einzelnen Pferd. Erst, wenn man das begriffen hat, löst man sich vom Vermehrer und wird zum Züchter und man geht den Weg von einem Schein, den man gegenüber sich selbst und Käufern erzeugt, zu Ehrlichkeit. Wenn man viele Erfahrungen gesammelt hat, seinen Zuchtstock ständig und über Jahre optimiert und selektiert hat, wenn man sich herzblutend eingestanden hat, dass der Performer/Performerin züchterisch nicht leistet, was es selbst ist und die Ergebnisse im Schnitt schlechter sind als das Elterntier und nicht mindestens die gleiche Qualität, im Optimum bessere Qualität hat, dann ist man bestenfalls an einem Punkt, an dem man kein einziges schlechtes Fohlen mehr hat und keine mittelmäßigen Fohlen mehr, sondern im besten Fall einige herausragende Fohlen und keines unter gutem bis sehr gutem Durchschnitt.
Den „Zuchtolymp“ hat man erreicht, wenn man die Quote herausragender Fohlen auf ein Maximum gebracht hat
Die Arbeit des Züchters besteht darin, die Quote herausragender Fohlen auf ein Maximum in der Zucht zu bringen. Schlechtestenfalls ist Trial & Error, dass man unter viel schlechter Nachzucht mal etwas Gutes hat. Das ist besonders dann der Fall, wenn man Trial & Error gar nicht erst bewusst durchläuft.
Einer der größten und am leichtesten zu vermeidender Fehler, selbst bei fehlendem finanziellen Spielraum, ist aus meiner Sicht, wenn man nur einen Hengst über alle Stuten und über Jahre hinweg einsetzt. Welcher Lernprozess soll da eintreten? Ich unterstelle jedem Züchter, dass er zumindest die Absicht hat, möglichst wenig schlechte Nachzucht zu erzeugen und möglichst viel herausragende Nachzucht. Aber wie soll eine Verbesserung möglich sein, wenn jährlich 10 Stuten des Züchters von diesem einen Hengst gedeckt werden? Selbst wenn der ganz außergewöhnliche Fall vorliegt und dieser Hengst phänomenal ist und auch noch so phänomenal vererbt: Wie kann dieser Hengst bei 10 Stuten genau die Schwäche ausgleichen, die gerade ausgeglichen werden muss? Wie können alle seine Stärken optimal jeder der 10 Stuten passen, vorausgesetzt, er vererbt überhaupt tatsächlich so wie ich es mir erhoffe? Es müsste ein wahres Wunderkind sein, von dem ich in 20 Jahren Gangpferdezucht noch nicht gehört habe. Dabei kostet die Haltung von Hengsten ja durchaus viel Geld, von dem man ebenso gut Decksprünge einkaufen könnte, wenn man sich nicht mehrere Hengste leisten kann, was durchaus nachvollziehbar ist. Manch einer denkt, unsere 5 Zuchthengste und 5 Hengstanwärter auf aktuell 16 aktive Zuchtstuten, sind nur Sammlerleidenschaft. Nein, es ermöglicht in einer dünnen Population wie den Speed Racking Horses ohne die Möglichkeit einfach mal fremde Decksprünge zu realisieren, eine Zucht abgestimmt auf die Stärken und Schwächen der Zuchtpferde und auf die unterscheidlichen Ansprüche der Käufer.
Als Züchter ist man nie am Ziel angelangt
Verbesserung ist immer möglich: Wenn ein perfektes Hengst- Stuten Match 2 sehr gute Fohlen und "nur" bei jedem 3. Fohlen ein herausragendes Fohlen bringt, könnte ich diese Quote noch steigern, mit einem anderen Hengst. Das werde ich allerdings nie erfahren, wenn ich nur diesen einzigen Hengst einsetze. Nie aufzuhören, die Qualität zu verbessern und sich einzugestehen, dass es immer noch Optimierungspotenzial gibt, ist das Herz, das der Zuchttätigkeit Leben einhaucht.
Wenn man sich auf dieser Ebene der Überlegungen bewegt, ist man schon einen sehr weiten Weg gegangen und hat quasi schon den Olymp des Zuchthimmels erreicht. Dann kann man sich sogar damit auseinandersetzen, was vielleicht nicht nur objektiv für die Zucht perfekt ist, sondern auch besondere Käuferwünsche zu erfüllen, die darüber hinaus gehen. Für mich persönlich gehört zum Beispiel die Farbe an diese Stelle.
Genetik ist alles! Natürlich kann ein guter Trainer, ein guter Reiter aus jedem Pferd mehr machen aber wir Freizeitreiter brauchen leichtrittige, natürlich veranlagte Tölter, die nicht 5 Tage die Woche geritten werden und alle 6 Monate in Korrekturberitt gegeben werden müssen, damit sie Spaß machen. Man findet manchmal auch keine Zeit und möchte dann nicht wieder bei 0 starten müssen und man möchte auch nicht das Pferd frustriert anderen zum Reiten geben oder Gewichte einsetzen müssen. Its in the blood. Ein gutes Gangpferd züchtet man, man trainiert es nicht hinein.
Nur wenige in Europa wissen von der Rowdy Linie, die die Speed Racking Horses/ Singlefooting Horses bis heute so prägen und ihre Beliebtheit auch durchaus verdient haben. Rowdy Rawhide ist mit über 30 immer noch in der Zucht und hat heute knapp 400 Nachkommen, sein Vater, EZD Falcon Rowdy, war Johnny Demetris Pferd und machte die Rowdy Pferde als Gründervater berühmt, wegen seines butterweichen Ganges, den er in einer außerordentlichen Tempovarianz zeigen konnte. Der Vater von EZD's Falcon Rowdy, ( nicht zu verwechseln mit Rowdy Rawhides Wiley, der verrückterweise bei der RHBAA als EZD's Rowdy Falcon geführt wird) war Colonel, den man hier auf den Bildern sieht.
Die Rowdy Pferde gelten als zäh, besonders leistungsbereit, sehr bequem und außerordentlich gut gangveranlagt mit viel Tempovarianz. Seit Beginn der SHOBA und vorher NASHA haben die Rowdys die Singlefootingszene maßgeblich geprägt und sind oft sogar Sinnbild des Singlefooters. Meist sind sie schicke Cremträger im Ponytyp mit üppigem Langhaar.
Es gibt aber auch Exemplare mit zuviel Inzuchtkoeffizient, mit sehr spritzigem, eigenwilligen Charakter und Fehlstellungen.
Hat man jedoch ein gutes Rowdypferd, lässt man es selten wieder los. Ich liebe unsere Rowdys Hellcat, Phoenix und Kickapoo.
Sie haben unendlich will to please und lieben den Menschen. Sind sehr fein und arbeitswillig und auch, wenn sie nicht die high end Geschwindigkeit wie ein Trotter gezogener Standardbred im Singlefoot haben, tun sie sich dafür im langsamen Arbeitstempo leichter und haben trotzdem noch mehr als genug Tempo
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