Die Haut ist bei allen Lebewesen viel mehr als Spiegel der Gesundheit, Spiegel der Seele. Natürlich gehört zu einem ganz erheblichen Teil zu einer gesunden Haut und glänzendem Fell das, was man ins Pferd „reintut“. Das ist aber weit mehr als nur Futter und Wasser aber fangen wir damit an, weil es am Simpelsten ist.
Werde ich nach Fütterungsempfehlungen gefragt, weil unsere Pferde so toll glänzen, tue ich mich immer mit Antworten schwer, weil es gar nicht so sehr einen bewussten, festen Plan gibt. Aber es gibt natürlich bewusste Rahmenbedingungen:
1. Das was raus geht, muss mindestens wieder rein: Ist es ein Zuchtpferd, das in jeder Trächtigkeit seinen Mineralhaushalt abbaut, muss dieser natürlich wieder aufgefüllt werden. Dafür gibt es gute Zuchtminerale, die in der Regel recht gut abgestimmt sind. Die für Zuchtpferde richtigen Selen, Kupfer und Zinkwerte, um nur ein paar wichtige Bestandteile zu nennen, kann man an vielen Stellen nachlesen. Viel wichtiger ist, dass man wirklich dranbleibt, auch wenn es mühsam ist, weil sie zB 24h auf der Koppel unterwegs sind und jedem einzelnen, die entsprechende Menge direkt ins Maul gibt. Oft hapert es nämlich nicht daran, zu wissen was man gibt, sondern dass man es tatsächlich auch konsequent 365 Tage im Jahr umsetzt, auch wenn es Mühe macht.
Gleiches gilt natürlich für Sportpferde oder Weidepferde. Bei Fütterung ist das A und O, nicht feste Fütterungspläne zu erfüllen, sondern das Pferd täglich bewusst anzusehen und Mängel rechtzeitig zu erkennen und auszugleichen. Eine regelmäßige Kur von „Fellprodukten“ wie Zink, Bierhefe, Leinöl etc. vor dem Fellwechsel, eine Gabe von Hafer oder Luzernecobs bei nasskaltem Wetter oder bevor nachts Kälte anzieht, sorgt alles dafür, dass das Pferd über das Jahr hinweg nicht an Ressourcen zehren muss und man „der Gesundheit hinterherfüttert“, sondern nachhaltig für einen guten Zustand sorgt.
Unsere Fütterung:
a. 24h gutes, staubarmes, langhalmiges, Heu. Was auch nur ansatzweise nicht gut riecht, schimmelt, stark staubt etc, wird gnadenlos aussortiert. Übrigens riechen Hefepilze im Heu durchaus nussig lecker. Ich habe das Glück, darauf Kratzen im Hals zu bekommen und damit weiß ich, dass es nicht in Ordnung ist (das eingeschickte Heu hatte 20fach erhöhte Hefepilzbelastung ohne sichtbaren Schimmel)
b. Nach „Gefühl“ in regelmäßigen Abständen kommt ansonsten nur ins Pferd:
i. Öle (Lein und Reiskeimöl aber auch mal einfach Raps und Sonnenblume oder auch mal eingeweichter Goldleinsamen)
ii. Mineral 365 Tage (Ich mache hier keine Markenwerbung aber es muss nicht das Teuerste sein. Googelt einfach die „Nutzung“ Eures Pferds oder macht eine Heu/Weideanalyse und sucht das Mineral, das die wichtigsten Bausteine in der für Euch passenden Menge bietet)
iii. Mal Luzerne Cobs, mal Hafer ungequetscht (angefeuchtet oder angeölt (siehe i)) Luzerne Cobs eignen sich hervorragend für Pferde, die der „Hafer sticht“, die magenempfindlich sind und zu wenig Raufutter aufnehmen oder die in der Herdenfütterung mit Hafer zu futterneidisch werden. Nach etwas Gewöhnung fressen alle Pferde Luzernecobs gerne und man kann sie als Träger für alles Weitere nutzen (Öl oder wenn das Pferd zu dünn ist mal Kleie etc), sie sind auch perfekt vor und nach Reisen, Sedierungen oder Ähnlichem, weil sie im Prinzip die Raufutterfresszeit verkürzen, heißt, sie nehmen in kürzerer Zeit zu sich, wozu sie sonst viel länger fressen und trinken müssten . Ansonsten ist der gute, pure Hafer neben Heu das beste Futtermittel für Pferde, das es gibt. Ungequetscht hält er sich besser (Achtung, sonst nur zwei Tage) und die Pferde verwerten ihn nach kurzer Zeit auch so sehr gut.
iv. Hin und wieder eine Kur je nach Bedarf. Da wir Zuchtpferde haben, sind unsere Kuren vor allem Zink, Kupfer, Selen, Schwefel, Aminosäuren.
Zusammenfassung: Füttert nach Beobachtung: Wo fehlt dem Pferd ggf etwas oder wo hat es durch die Nutzung/ Haltung einen (temporären) Bedarf? Der „klinische“(heißt sichtbare) Zustand des Pferdes ist mindestens ebenso wichtig wie das Blutbild.
v. Wasser…gehört auch zur Fütterung:
Automatische Tränken sind in Herden oder in Haltung mit viel Laufwegen oft keine geeignete Tränke. Hat man Zeit, Pferde zu beobachten, wird schnell klar, dass automatische Tränken oft nicht ausreichend Zeit bieten, zu trinken, bevor ein ranghöheres Tier kommt. In natürlicher Haltung machen Pferde oft viele Stunden Trinkpausen, wandern dann gemeinsam an die Wasserstelle wo sie sich 1-2 Stunden aufhalten, bevor sie wegwandern. Ranghohe Tiere trinken zuerst und pausieren dann, um oft vor dem Abwandern nochmal zu trinken. In der Pausenzeit ziehen gute ranghohe Pferde sich von der Wasserstelle zurück, so dass auch Rangniedrige entspannt trinken können. In dieser Zeit werden bei entsprechendem Bedarf unter Umständen vom einzelnen Tier sehr große Mengen Wasser aufgenommen.
Bei automatischen Tränken zB an Wasserfässern, müssen rangniedrige Tiere warten, bis die Tränke frei wird und wenn sie endlich dran sind, zieht die Herde oft schon wieder ab. In Konsequenz haben einzelne Tiere oft massiv zu wenig Zugang zu Wasser. Je nach Anzahl der Pferde sollten also ausreichend Becken mit genug Wasser zur Verfügung stehen, so dass der natürliche, tiefe, lange Zug des Pferdes möglich ist. Automatische Tränken behindern je nach Pferd die natürliche Art zu trinken mehr oder weniger.
Tips in Kurzfassung:
Das Futter kann zusammengefasst werden auf: 24h Heu, Weide und Wasser, Hafer (ist pur ist das beste Futtermittel neben Raufutter), Mineralfutter sowie ergänzend in Kurform:
Fell/ Fellwechsel: Zink, Bierhefe, Leinöl, Schwefel
Zucht: Kupfer, Selen (ggf nach Blutbild Depots auffüllen)
Muskelaufbau: Aminosäuren, Reiskeimöl
Gemüt: Magnesium
Auffüttern: Luzernecobs mit Ölen und Hafer, ggf. zusammen mit etwas Weizenkleie oder Sojaschrot
Bindegewebe, Arthrose, Sehnenschaden: MSM, Grünlippmuschel
2. Mindestens so wichtig wie WAS reinkommt ist aber die Frage „WIE kommt es rein?
Und da sind meines Erachtens viele betriebsblind und realisieren gar nicht wie viel Stress manche Pferde bei der Futteraufnahme haben. Da hilft es wirklich, viel zu beobachten:
- Hat wirklich jedes Pferd ausreichend Zugang zum Futter? Heißt zum einen genug Futter, zum anderen lange genug. Kaum etwas macht den Pferden mehr Stress als Stress beim Fressen. Fressen ist wie bei uns Menschen ein sozialer Prozess. Man sieht das sehr gut bei einem neuen Pferd oder bspw einem Fohlen, das abgesetzt wird.
- Fressen der anderen Tiere animiert! Schlechtfuttrige Pferde fressen viel besser, wenn andere mitfressen. Muss das Pferd separiert werden, wirkt es Wunder, wenn das Futter in einer Raufe durch Pferde auf der anderen Seite gleichzeitig zugänglich ist und sie quasi zusammenfressen können, ohne sich dem Futterstress aussetzen zu müssen.
- Oft stehen rangniedrige Pferde scheinbar zufrieden in einer Ecke und man fragt sich: Warum hat es keinen Hunger? Weil der Stress, ans Fressen zu gehen größer ist als der Hunger.
- Aber auch ranghohe Pferde haben Futterstress, wenn sie viel zu hochkalorisches Futter nur kurzzeitig zur Verfügung haben, weil sie sonst zu fett werden und der Meinung sind, sie müssen dieses Futter bis aufs Blut verteidigen.
- Aber selbst, wenn eigentlich alles stimmen könnte, kann auch schlicht die Harmonie in der Herde nicht stimmen. Es gibt tatsächlich auch Pferde, die sich einfach nicht riechen können. Bei einer unserer Stuten, die am längsten da ist hat es 6 Jahre gebraucht, bis sie in der Konstellation stand, so dass sie nicht immer auf Habacht war und bei dem kleinsten Ohrenwackeln anderer flüchtete.
Schlussfolgerung: Eine harmonische Herde ist aus meiner Sicht für glänzendes Fell genauso wichtig wie das Futter. Fast alle Pferde reagieren früher oder später mit Haut- oder Magenproblemen, wenn sie dauerhaft Stress haben.
Hoffnungslos unterschätzt werden hier auch Umzüge. Es wird oft scharf verurteilt, wenn ein Pferd oft verkauft wird aber was für das Pferd viel stressiger ist, sind häufige Stallwechsel. Weil die Stallgemeinschaft für uns netter ist, die Halle schicker, der Service besser, lügen wir uns gerne in die Tasche, man mache einen Umzug für das Pferd.
Wir Menschen überbewerten uns selbst in dieser Frage hoffnungslos. Mit den Pferdekumpels verbringen die Pferde 24 Stunden. Es ist ihr Zuhause, egal in welchem Paddock, egal auf welcher Koppel sie stehen. Wenn Freundin oder Freund dabei ist, ist alles gut. Der Mensch hingegen kommt von diesen 24 Stunden - wenn es viel ist - vielleicht 3 Stunden? Leute, Eure Pferde können auf Euch in einer guten Herde gut eine Weile verzichten. Aber nicht auf den Kumpel. Hat man mal erlebt wie eine ganze Herde freudig wiehrt, wenn die Leitstute sich festgelegt hat und man sie befreit oder eine Schwester regelrecht juchzend passagiert, wenn die Schwester vom zweimonatigen Beritt wieder zurückkommt, weiß man wie eng die Bande sind, wenn Pferde sie knüpfen dürfen.
Wir sind mittlerweile dazu übergegangen, feste Zweiergruppen zu schaffen, die dann zu maximal 4er, 6er oder 8er Gruppen zusammengestellt werden. Interessanterweise gibt es da kaum mal Stress unter den Pferden, weil sich immer alle sicher fühlen, selbst, wenn die Zusammenstellung sich mal verändert.
Dabei sind es nie Gruppen größer als 8 Pferde, meist 4-6. Große Herden sind entgegen mancher Meinung auch in der Natur nicht üblich bzw sind es größere Herden, formieren sich bei ausreichend Platz innerhalb der Herden diese familienähnlichen Kleingruppen. Wir selbst haben eine große Familie und jeder, der auch eine hat, weiß, dass es schon zu 8 stressig sein kann, wenn man sich nicht ausreichend ausweichen kann oder keine Ruhebereiche hat. Bei Pferden ist das auch nicht wesentlich anders. Die Sozialstrukturen werden zu komplex und daher ist es für das Pferd schlicht einfacher, sich in kleineren Gruppen einzuordnen als in einem sehr großen Verband. Dabei fördert eine stark altersgemischte, geschlechtsgetrennte Konstellation den Frieden in der Herde.
Ich bin mir bewusst, dass nicht Jeder die Möglichkeit hat, die Haltung in dem Maße selbst zu gestalten. Vieles liegt aber im Bereich des Möglichen, selbst, wenn man Einsteller ist. Dem Pferd statt einem Leckerli nach getaner Arbeit das Mineral ins Maul zu schieben ist machbar oder auch statt einem Ausflug am Wochenende mal die Herde zu beobachten und sich ehrlich zu fragen: Geht es meinem Pferd gut in der Konstellation. Auch Stallbetreiber haben ein Interesse an einem gesunden, zufriedenen Bestand und wenn man geschickt argumentiert, kann man ihnen ihre eigenen Vorteile erklären wie zB weniger Verletzungen, weniger Fluktuation bei den Einstellern oder weniger Erkrankungen durch ein gutes Immunsystem.